die Frage: Welche kommunikativen Formate entwickeln sich gerade im Raum?

04.11.2021
(c) Mario Hegewald
(c) Mario Hegewald

Wir stellen jeden Monat Persönlichkeiten der Kreativwirtschaft eine Frage zu aktuellen Entwicklungen in ihrer Branche.

Frau Marinescu, Frau Poesch, welche kommunikativen Formate entwickeln sich gerade im Raum?

„Es ist klar, dass Kommunikation in den letzten anderthalb Jahren vorwiegend in den digitalen Raum ausweichen musste. Das hat uns viele neue Optionen eröffnet, aber auch gezeigt, wie wichtig der persönliche Austausch und die zufällige Begegnung sind – in Räumen, die spontane Kommunikation, reale Interaktion und unerwartete Inspiration zulassen. Deswegen stehen die Zeichen aktuell ganz eindeutig auf hybrid. Und wir werden in der kommenden Zeit das Beste aus digitaler und analoger Welt miteinander vereinen.

Nachdem wir in den letzten Monaten also viel experimentiert, digitale Kompetenz aufgebaut und sowohl physische als auch virtuelle Grenzen ausgelotet haben, können wir uns jetzt darauf konzentrieren, herauszufinden, welche digitalen Formate Sinn ergeben und welchen jeweiligen Mehrwert sie den Nutzenden überhaupt bieten. Das heißt, wir können uns nun darauf fokussieren, Konzepte für eine hybride Kommunikation zu stärken. Hierbei geht es darum, diese nahtlos zu gestalten: Im Idealfall verschmelzen analoge und digitale Kommunikation zu einer spannungsgeladenen Einheit. Wie das gelingen kann? Nicht nur onsite, sondern auch online spielen Partizipation, Interaktion und Co-Kreation eine genauso wichtige Rolle wie Netzwerken und persönlicher Dialog. Dafür müssen immer Formate geschaffen werden. Auch haptische Momente und Multisensualität müssen generiert werden – auch online, zum Beispiel durch vorherige Aussendungen. Und wenn physische Begegnungsräume durch gezielt platzierte Inhalte vor, während und nach einem Live-Erlebnis digital begleitet werden, wird nicht nur der Dialog forciert, sondern es bildet sich eine Art Community-Plattform, auf der sich alle untereinander austauschen, Impulse setzen und das reale Erlebnis – das im Mittelpunkt aller Kommunikation steht – gemeinsam vorbereiten können. So lässt sich also kurz und knapp sagen: Online werden wir uns dem Rationalen widmen, onsite dem Emotionalen. Wichtig dabei ist aber immer, die Empfänger November 2021 der Botschaften – also die Zielgruppe – ins Zentrum aller Maßnahmen zu stellen. Sie wird in Zukunft immer mehr an Bedeutung erlangen – schließlich wird ihre Aufmerksamkeit zur noch härter erkämpften Währung.

Wenn es darum geht, Besuchende zu aktivieren, werden kreative und nachhaltige Rauminszenierungen also umso wichtiger: Sie müssen Mehrwert in Sachen Kommunikation und Inspiration bieten und – um zeitgemäß zu bleiben – trotzdem ressourcenschonend sein. Das Live-Format wird damit zum Premium-Produkt, für das es sich definitiv lohnen wird, die eigenen vier Wände zu verlassen.”

Janina Poesch und Sabine Marinescu,
PLOT– Inszenierungen im Raum