Wie prägen Designer*innen eigentlich die Zukunft?

Die Antwort dazu hat Patrick Amor vom ADC.

© Patrick Amor

„Gestaltung erschöpft. Aber sie könnte heilen.“

Ich liebe Design. Wirklich. Nicht wegen der Trends, nicht wegen der Tools – sondern wegen der Idee dahinter: Etwas gestalten, das Bedeutung hat. Etwas, das Menschen erreicht. Ein Plakat, das hängen bleibt. Ein Produkt, eine Typo oder ein Layout, die besser funktionieren. Ein Design, das sich endlich einfacher anfühlt.

Durch den Einfluss neuer Technologien verliert Design zunehmend an Individualität, wird austauschbarer und zur bloßen Massenware. Umso entscheidender ist es für Marken, Produkte und Services, sich mit mutigen, innovativen und konventionsbrechenden Gestaltungen klar zu differenzieren. Das mag herausfordernd sein – doch gerade darin liegen enorme Chancen.

Aber immer häufiger frage ich mich: Warum sind so viele, die gestalten, eigentlich so erschöpft? In Gesprächen mit Kolleg:innen, in Studios, in Kommunikationskanälen fällt dasselbe Wort immer wieder: Müdigkeit. Nicht unbedingt körperlich – sondern tiefer. Emotional, strukturell. Als würde man den Sinn spüren, aber nicht mehr drankommen. Dabei war der Beruf einmal ein Versprechen. Freiheit, Ideen, Haltung. Heute heißt er oft: Sprinten im Nebel. Zwischen Briefings, die sich selbst widersprechen, und Deadlines, die sich verdoppeln, sobald man sie ansieht. Klar, viele Designer*innen haben einen hohen Anspruch. Wir wollen das Beste rausholen – aus Marken, aus Medien, aus uns selbst. Doch oft ist genau dieser Anspruch unser größter Gegner. Er trifft auf Budgets, die nicht mitziehen oder auf Kund*innen, die „noch schnell“ was brauchen.

Raf Simons hat das sehr früh erkannt. Als Kreativchef bei Dior sagte er dem System den Kampf an – indem er ausstieg. Zu viele Kollektionen, zu wenig Tiefe. Dieses Beispiel klingt dramatisch – aber es ist ehrlich. Und es zeigt etwas Wichtiges: Es geht auch anders. Gerade passiert etwas: eine stille Neuausrichtung. Studios werden kleiner, Arbeit wird achtsamer geplant. Teams fordern mehr Eigenverantwortung – und bekommen sie. Der „provozierte Zufall“ kehrt zurück, weil wieder Räume entstehen, in denen man sich begegnet. Vielleicht, ganz vielleicht, ist das die wahre Designbewegung unserer Zeit: nicht eine neue Ästhetik, sondern eine neue Arbeitskultur. Eine, in der Anspruch nicht gleich Burnout bedeutet. In der kreative Menschen nicht ständig gegen sich selbst arbeiten müssen.

Design war nie nur Form. Es war immer auch Haltung. Und vielleicht beginnt gute Gestaltung künftig genau da: bei der Art, wie wir zusammenarbeiten.

Nicht perfekt. Aber menschlich.