05.05. - 04.06.2018

50 Jahre nach 50 Jahre Bauhaus 1968

Walter Gropius richtet sich an die demonstrierenden Student-/innen der HfG in den Arkaden des Kunstgebu00e4udes, Courtesy: WKV Archiv, Foto: Kurt Eppler
Walter Gropius richtet sich an die demonstrierenden Student-/innen der HfG in den Arkaden des Kunstgebu00e4udes, Courtesy: WKV Archiv, Foto: Kurt Eppler
Ein Projekt des Württembergischen Kunstvereins Stuttgart 
im Rahmen von 100 Jahre Bauhaus

Am 4. Mai 1968, einen Tag nachdem Student*innen in Paris die Universität Sorbonne besetzt und den sogenannten Mai 68 ausgerufen hatten, wurde im Württembergischen Kunstverein die Ausstellung 50 Jahre Bauhaus eröffnet: begleitet von Protesten gegen die geplante Schließung der Hochschule für Gestaltung Ulm, die 1953 als Nachfolgerin des Bauhauses angetreten war.

Die von Herbert Bayer gestaltete und von Hans Maria Wingler, Ludwig Grote und dem damaligen Kunstvereins-Direktor Dieter Honisch konzipierte Schau wurde bis 1971 in acht weiteren Museen weltweit gezeigt. Sie gilt bis heute als eine der wichtigsten Nachkriegsausstellungen zum Bauhaus und war von höchster kulturpolitischer Bedeutung für die noch junge Bundesrepublik, ging es doch auch darum, die deutsche Kulturnation auf internationaler Ebene zu rehabilitieren. 

50 Jahre nach der Eröffnung von 50 Jahre Bauhaus unternimmt der Württembergische Kunstverein eine kritische Relektüre dieser Ausstellung. Sie setzt an den gesellschaftspolitischen Umbrüchen der 1960er-Jahre an und betrachtet das Bauhaus, seine historischen Kontexte und die Geschichte(n) seiner Rezeption aus heutiger Perspektive. Die Vorstellung vom Bauhaus als ein in sich geschlossenes, homogenes System soll dabei ebenso befragt werden wie jene Erzählungen, die Bauhaus und Moderne ungebrochen als Synonyme für Fortschritt, Freiheit und Demokratie verhandeln. Stattdessen geht es um die Ambivalenzen, die beiden zum Beispiel im Hinblick auf Totalitarismus und Kolonialismus eingeschrieben sind.

Die Ausstellung 50 Jahre nach 50 Jahre Bauhaus 1968, die sich über den Neu- und Altbau des Stuttgarter Kunstgebäudes erstreckt, folgt vier thematischen Strängen mit zahlreichen Exkursen und Nebenpfaden. Sie kreisen um die Rolle des Bauhauses beim Ausstellungs- und Grafikdesign der 1920er- bis -40er-Jahre; um künstlerische Gegenmodelle zur funktionalen Stadt und zur Konsumgesellschaft; um die Beziehungen von Avantgarde und industriell-militärischem Komplex sowie um Ausblicke auf das Konzept multipler Modernen.

Einige Exkurse wurden eigens für die Ausstellung von einer Reihe von Künstler*innen und Kurator*innen entwickelt. Es handelt sich um Unterbrechungen, Zwischenreden und Einmischungen von:

Daniel G. Andújar, Yochai Avrahami, John Barker / László Vancsa, Yvonne P. Doderer, Ines Doujak, Dmitry Gutov / David Riff, Alexander Kluge, Mona Mahall / Asli Serbest, Vincent Meessen, Kaiwan Mehta, Mateusz Okonski und María Salgado (temporäre Performance).

Die Einführung in die Ausstellung bildet eine Sammlung von Objekten, die – vom Ausstellungsmodell bis zu einer Tonaufzeichnung Walter Gropius’ – auf die Ausstellung von 1968 und ihre Zeit verweisen und zentrale Anhaltspunkte für das aktuelle Projekt waren.

Den Prolog liefert Helmut Heißenbüttel am Eingang zum Vierecksaal: Auf Marcel Breuers berühmten B3 Stahlsessel (auch Wassily genannt) Platz nehmend, bringt er mit seinem Gedicht der mann, der lesbisch wurde (1967) die Geschlechterverhältnisse zu Fall: und damit die zentralen Pfeiler unserer modernen, auf binären Denkweisen beruhenden Weltordnung.

Dem kontern im gegenüberliegenden Eingang zum Kuppelsaal gewissermaßen John Barker und László Vancsas mit ihrem für die Ausstellung neu produzierten Video Consequences, das unter anderem die männliche Dominanz der Bauhausdiskurse hervorhebt.

Die über 500 Exponate von rund 60 Künstler*innen und ca. 40 Leihgebern umfassen sowohl historische als auch zeitgenössische Werke und Dokumente aus den Bereichen bildende Kunst, Literatur, Fotografie, Film, Design, Architektur und Stadtentwicklung.

50 Jahre nach 50 Jahre Bauhaus 1968 ist Teil des großangelegten bundesweiten Jubiläumsprojektes 100 Jahre Bauhaus.

Ort: Württ. Kunstverein Stuttgart, Schlossplatz 2, Stuttgart

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