die Frage: Warum eine Internationale Bauausstellung in der Region Stuttgart?

Die Antwort gibt Franz Pesch

“Von der Stuttgarter Weißenhofsiedlung sind 1927 nachhaltige Impulse ausgegangen. Im Rahmen der Werkbundausstellung ‘Die Wohnung’ entstand nach Entwürfen der wichtigsten Architekten der damaligen Zeit ein einflussreiches Vorbild für den Wohnungsbau. Die Experimentierfreude, die dieses ambitionierte Projekt auszeichnete, die Kontroverse, die sein klares Bekenntnis zum Neuen Bauen auslöste, wirken bis heute nach. Vor mehr als 15 Jahren ist eine Initiative gescheitert, Stuttgarter Architektur 75 Jahre danach mit einer zweiten Bauausstellung wieder ins Licht der internationalen Öffentlichkeit zu rücken.

Doch die Idee hat bis heute nicht an Aktualität verloren. Denn welcher Ort wäre besser zur Demonstration zukunftsweisender Architektur geeignet als die Stadtregion mit der höchsten Architektendichte Europas? Eine faszinierende Vorstellung: Stuttgart als europäische Architekturhauptstadt wieder im Zentrum internationaler Aufmerksamkeit. Eine Erfolgsgarantie dafür gibt es allerdings nicht. Die immer raschere Folge und die Parallelität von Bauausstellungen macht es zunehmend schwer, eine weltweite Öffentlichkeit zu erreichen. Nach Hamburg 2013 haben sich Basel, Heidelberg und das Bundesland Thüringen bereits auf den Weg gemacht. Berlin hat nach einer ersten Phase der Euphorie das Handtuch geworfen.

Stuttgarts Bauausstellung braucht deshalb eine breite Zustimmung in der Metropolregion, eine die Projekte tragende Begeisterung. Nur auf diesem Fundament kann es gelingen, die große Tradition auf dem Weißenhof fortzusetzen und die Kreativität und Innovationskraft der heutigen Architektengenerationmit der lokalen Wirtschaftskraft zu vereinen. Die Initiative für eine Bauausstellung muss präzise Fragen stellen, damit präzise Antworten erwartet werden können. Denn war es in den zwanziger Jahren das Thema ‘Die Wohnung’, an der sich die besten Architekten ihrer Generation mit radikalmodernen Lösungen versuchten, so muss es heute, am Beginn des 21. Jahrhunderts, um ‘Die Stadt’ gehen: Im Fokus stehen das klimaneutrale, energie- und ressourceneffiziente Bauen, die Bewältigung des wirtschaftlichen Strukturwandels, die soziale Kohäsion in den Städten und Quartieren, aber auch die Sicherung des kulturellen Erbes. Und: Wäre dies nicht die vornehmste Aufgabe einer internationalen Bauausstellung, der weltweiten Akzeptanz einer in Energie- und Stoffkreisläufe integrierten Stadt mit faszinierenden Projekten den Weg zu bahnen?”