die Frage: Warum macht man als Fotograf freie Fotobücher?

Die Antwort gibt Reiner Pfisterer

© Foto:Sigrid Blank

Sigrid Blank

“Der Grund neben der täglichen Arbeit als Fotograf seine Energie von Zeit zu Zeit in Fotobücher zu stecken, ist derselbe, aus dem man bei strömendem Regen Fußball spielt oder sich in einer Blechlawine im Winter stundenlang in die Berge quält, um Ski zu fahren: Weil man es liebt. Die Rede ist nicht von Fotobüchern, die für wenig Geld bei jedem Onlinedienst als nette Urlaubserinnerung bestellt werden können, sondern von Fotobüchern in größerer Auflage, bei denen immer ein finanzielles Risiko mitschwingt, sollten sie als Ladenhüter enden.

Für mich ist es die schönste Art von Luxus, meine Arbeit in gedruckter Form zu komprimieren und zu konservieren. Vielleicht auch deshalb, weil wir jeden Tag in allen Medien mit Bilderwelten überflutet werden. Fotobücher sind wie Fotoausstellungen. Sie kosten Geld, Zeit und Energie. Für einen selbst, aber auch für das persönliche Umfeld. Aber wenn die Ausstellung hängt und die ersten Besucher kommen oder ich die gedruckten Exemplare eines neuen Buches in meinen Händen halte, dann weiß ich, dass sich alles gelohnt hat.

Ein wichtiger Teil meiner Arbeit als Fotograf ist es, für meine Arbeit zu werben. Was ist dafür besser geeignet als ein Fotobuch? Selbst gemacht. Mit einem Grafiker, der diese Leidenschaft teilt. Ohne Kompromisse. Über ein Thema, das mich interessiert. Durch meine Bücher über die Brenz Band, das Straßenmusikfestival Ludwigsburg, die Toten Hosen, aber auch Ausstellungskataloge entstehen immer wieder neue Kontakte und Aufträge. Denn nur finanzielle Freiräume erlauben es mir sorglos, frei zu arbeiten. Das alles funktioniert allerdings nur, weil ich es gewohnt bin, dass eine Arbeitswoche viel mehr als 40 Stunden hat.

An manchen Themen arbeite ich über eine lange Zeit. Manche schlafen ein, manche wachsen weiter. So arbeite ich seit 2010 an einer Langzeitreportage über das Stuttgarter Kammerorchester, um in vier Jahren einen Bildband über die Welt des Orchesters zu machen. Ich bin den Musikern bislang in zwölf Länder gefolgt, immer auf der Suche nach dem Blick hinter die Kulissen. Ohne Honorar. Und warum das alles? Weil ich es liebe!”

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