die Frage: Was fördert die Kulturförderung?

Die Antwort gibt Prof. Dr. Armin Klein, Institut für Kulturmanagement der PH Ludwigsburg

„Deutschland versteht sich ausdrücklich als „Kulturstaat“. Deshalb fördert die öffentliche Hand Kunst und Kultur mit jährlich aktuell rund 10 Milliarden Euro. Anders als in anderen – etwa den angelsächsischen – Ländern, überlässt man diese Förderung also weniger der privaten Initiative oder gar dem Markt, sondern die Länder und Kommunen übernehmen ganz wesentlich die Förderung. Für die Theater heißt das beispielsweise, dass die Bundesländer und Städte durchschnittlich mehr als 80 Prozent der Ausgaben trägt; das sind pro verkaufter Karte 117,23 €! Angesichts dieser Zahlen stellt sich die Frage, nach welchen Kriterien was gefördert wird. Und hier entwickelte sich vor allem in den letzten Jahren ein immer größer werdendes Problem, denn gemäß der Haushaltslogik ist die öffentliche Hand verpflichtet, zunächst jene Einrichtungen zu alimentieren (inklusive jährliche Personalkostenerhöhungen), bei denen sie selbst Träger ist (z.B. Theater, Museen, Musikschulen usw.): Dann müssen die Zuwendungen für die Einrichtungen aufgebracht werden, mit denen vertragliche Verpflichtungen bestehen (z.B. bei gemeinsam von Land und Gemeinde getragenen GmbHs, etwa im Theaterbereich). Und erst nachdem diese Verpflichtungen erfüllt sind, kann der übrige gebliebene (oftmals sehr kleine) Rest an freie Einrichtungen und Initiativen (z.B. freie Theater- und Musikgruppen, soziokulturelle Zentren usw.) verteilt werden.
Das ist (und war) viele Jahre so lange kein Problem, als die Zuwächse der Kulturhaushalte die Steigerung der Personalkosten abgefangen haben bzw. überstiegen. Stagnieren öffentliche Kulturausgaben aber oder sind sie gar rückläufig, wie seit Jahren in manchen Bundesländern und Gemeinden zu beobachten, und fressen die Tarifsteigerungen die öffentlichen Kulturausgaben auf, bleibt für freie Ausgaben kein Spielraum mehr. Und damit stellt sich die Kernfrage: Wie kommt Neues, Innovatives in das System der öffentlichen Förderung – oder bleibt es grundsätzlich aufgrund der beschriebenen Haushaltslogik außen vor? Und gerät damit das System der öffentlichen Förderung nicht in eine gefährliche Immobilitätskrise, kommt es nicht automatisch zu einer „Musealisierung“ des Bestehenden – ohne Chance auf Erneuerung und Veränderung?“