die Frage: Was treibt die Filmbranche im Südwesten um?

Wir stellen jeden Monat einer Persönlichkeit der Kreativwirtschaft eine Frage zu aktuellen Entwicklungen in ihrer Branche - im Januar: Fabian Linder, was treibt die Filmbranche im Südwesten um?

„Es ist kaum verwunderlich, dass die Pandemie die Branche auch weiterhin stark betrifft. Dutzende Kinoproduktionen stapeln sich bei den Verleihern und konkurrieren dort mit den US-Produktionen, die zurückgehalten wurden. So kommt es nun, dass selbst vielfach ausgezeichnete Produktionen aus der Region, wie Borga der Stuttgarter East End Film, es sehr schwer haben, sich gegen die vielen angestauten Blockbuster zu behaupten. Die großen Profiteure sind natürlich die Streamer, die aber in Baden-Württemberg keine große Rolle spielen, da sie nicht auf regionale Förderung angewiesen sind, sondern in Berlin produzieren.

Ein Lichtblick ist, dass im neuen Koalitionsvertrag über Investitionsverpflichtungen zumindest nachgedacht wird und somit auch Netflix und Co stärker investieren müssten. In Frankreich ist man weiter: Die 2018 verabschiedete EU-Richtlinie wurde jetzt umgesetzt. Mindestens 20 Prozent der im Land generierten Einnahmen müssen dort wieder investiert werden – das sind rund 300 Millionen. Der rechtliche Rahmen der EU ist da, jetzt muss es rechtssicher umgesetzt und verhandelt werden und das wird dauern. Und dies ist noch keine Garantie, dass auch effektiv mehr Produktionen zu uns in The Länd kommen.

Die Filmschaffenden sind also weiterhin auf die vielen öffentlich-rechtlichen Produktionen hier im Land angewiesen. Auch dort ist einiges im Wandel: Als eine der letzten Rundfunkanstalten produziert der SWR seine Tatorte noch selbst. Im Rahmen der Umstrukturierungsprozesse wird auch diese Eigenheit infrage gestellt. Als erste Konsequenz steht der Requisitenfundus externen Produktionsfirmen nicht mehr zur Verfügung, sodass nun die Requisiten aus Köln oder München kommen. Das hat nicht nur unter unseren Szenenbildner:innen für Aufruhr gesorgt, selbst im benachbarten Frankreich wurde die Schließung bemängelt.

Und auch die Nachfrage an Fachpersonal macht sich immer stärker am Standort bemerkbar. Erfreulich ist es daher, dass zusammen mit der IHK Reutlingen Zertifikatsweiterbildungen für die Filmbranche geschaffen werden konnten und der erste Jahrgang 2022 absolvieren wird. Und auch das Haus für Film und Medien als zentraler Knotenpunkt der Branche in Stuttgart wird immer konkreter. Die Medienbranche ist immer schon geprägt vom stetigen Wandel, es gibt bei allem Change auch viele positive Impulse für die Zukunft und mit etwas Glück wird der Standort auch weitere neue Produktionen erhalten – vielleicht auch aus dem Streaming Bereich.“

Fabian Linder, erster Vorsitzender des Filmverband Südwest e.V.