die Frage: Wie erleben wir in Zukunft Räume?

die Antwort gibt Ursula Drees, Professorin an der Hochschule der Medien Stuttgart, spezialisiert auf transmediales Storytelling, architektonische Inszenierungen und die Erweiterten Möglichkeiten der Narration in Spielszenarien und Szenografie

Foto: Ursula Drees

Die Gestaltung von interaktiven Objekten, Systemen und Umgebungen, Bildern, Sounds und Lichtern in räumlichen Gefügen bindet die Darstellung von Verwandtschaftsverhältnissen, von Inhalt, Form, Funktionalitäten und Schnittstellen ein. Mit Hilfe von technischen Schnittstellen, von Controllern, wird Interaktion und Anteilhabe beim Betrachter initiiert. Der zukünftige Raum ist interaktiv, er wird in ein dialogisches Verhältnis mit den Menschen treten und zu einer Verschmelzung von Digitalen und Analogen, Realen und Virtuellen streben.

Räume werden nicht nur das Potential der Abgrenzung zu anderen Bereichen sein, sie werden sich öffnen und durch Inszenierungen den Betrachter in den Mittelpunkt stellen. Diese inszenierenden Bestandteile finden sich in den modernen Haushalten bereits in überschaubarer Form unter dem Stichpunkt des „Intelligent Homes“ wieder. Schnittstellen interagieren mit den Bewohnern und übernehmen ausführende Tätigkeiten, die einerseits Bereiche der häuslichen Aktivitäten abdecken wie z.B. das An- und Ausschalten von Geräten, aber auch der atmosphärischen Verdichtung durch Aktivierung von Unterhaltungsmedien, Licht und Tonstimmungen.

In öffentlichen, halböffentlichen oder urbanen Räumen werden Menschen eingebunden, sie schauen nicht mehr nur staunend, sie agieren, steuern, entdecken, begreifen und erleben. Die vormals passiv reflektierende Haltung des Betrachters wird durch eine dialogisch aktive ersetzt. Räume lassen sich vielleicht mit begehbaren Bildern oder begehbaren Filmen vergleichen, sie tragen das Potential in sich, Erinnerungen, Träume, Visionen, Vorstellungen und Gefühle abzubilden, also zu Narrativen zu werden. Sie vermitteln verständlich Botschaften und tragen die Möglichkeit zur Quelle des Erlebens in sich.

Räume werden zu spielerischen Umgebungen. Dieser spielerische Austausch wird als motivierend wahrgenommen. Interaktives Geschehen ist an Qualität gebunden. Der wechselseitige Austausch ermöglicht Menschen einen kreativen Selbstausdruck und dadurch eine Identifikation mit Inhalten und Aufgaben, was wiederum als Wertsteigerung der Tätigkeit und damit als Bedeutungssteigerung angesehen wird. Diese Form der Interaktion ist an die Metapher des menschlichen Gesprächs angelehnt. Interaktion wird einen spielerischen Charakter aufweisen und als freiheitliches Entscheiden und Handeln definiert.

Interaktion und Teilhabe werden zu essentiellen Merkmalen. Das Verhältnis zwischen der künstlichen Welt des Inszenierten und einer Lebenswirklichkeit wird verändert. Räume geben ein Gefühl von Sicherheit und werden den physikalischen Raum mit digitalen Elementen umgestalten und Erleben initiieren.

Räume werden zu Inszenierungen.

Räume werden unsichtbar technisiert.

Räume werden spielerische Umgebungen.

Räume werden Erleben initiieren.

Räume werden zur Quelle des Selbstausdrucks.

 

Ursula Drees ist Professorin an der Hochschule der Medien Stuttgart und spezialisiert auf transmediales Storytelling, architektonische Inszenierungen und die Erweiterten Möglichkeiten der Narration in Spielszenarien und Szenografie.