Die Frage: Wie funktioniert transmediales Erzählen?

Die Antwort gibt Dr. Dennis Eick

„Beim transmedialen Erzählen geht es darum, dem Zuschauer ein einzigartiges Rundum-Entertainment-Erlebnis zu verschaffen. Wobei der Konsument im Prinzip kein Zuschauer, sondern ein Beteiligter ist: Er kann bzw. muss interagieren – und dies je nach Projekt sehr unterschiedlich intensiv. Ob er nur die Medien wechseln muss, die Geschichte also beispielsweise vom Fernsehen zum Radiohörspiel und dann ins Internet verfolgt, oder ob er Rätsel lösen muss, die ihm weitere Geschichtsebenen eröffnen bis hin zu einer Jagd nach beispielsweise einem USB-Stick, der an einem Platz in unserer ganz realen Welt versteckt ist – alles ist möglich.

Greifen diese ganzen Ebenen geschickt ineinander und gelingt die Spannungsführung, so ist dem Teilnehmer ein ganz anderes emotionales Erlebnis möglich als beispielsweise beim Genuss eines Kinofilms. Dadurch, dass er sich beteiligt und nicht nur passiv konsumiert, wird er viel stärker in die Geschichte hineingezogen. Dazu gehört aber mehrerlei: Die transmediale Geschichte muss ein abgeschlossenes, kausal aufgebautes und gut strukturiertes Format sein, das zudem über eine starke Zielspannung verfügt: Wir wollen unbedingt wissen, wie es ausgeht! Ansonsten steigen die Teilnehmer aus. Wenn die Fallhöhe am Anfang zu gering ist, steigen die Teilnehmer wahrscheinlich gar nicht ein.
Damit ist auch ein ganz grundsätzliches Problem angesprochen: Nicht jeder ist bereit, sich interaktiv zu beteiligen. Auch deswegen haben transmediale Formate noch nicht den Mainstream-Markt erreicht. Viele Konsumenten wollen sich nur berieseln lassen, andere müssen erst stark genug überzeugt werden, dass es sich lohnt. Ohne eine starke Geschichte geht da nichts. Ohne ein entsprechendes Marketing ebenfalls nichts. Und ohne die technischen Voraussetzungen ebenfalls nichts. Nicht jeder hat beispielsweise ein Smartphone, nicht jeder einen Twitter-Account und so weiter.

Transmediales Erzählen hat aber ein großes Erfolgspotenzial, schließlich kombiniert es zwei der urmenschlichsten Unterhaltungsformen: Das Geschichtenerzählen und die Lust am Spiel. Und gerade diese Kombination kann dem Teilnehmer ein ganz besonders intensives Erlebnis verschaffen…“