Die Frage: Wie hält es die Online-PR mit der Ethik?

Die Antwort gibt Prof. Dr. Oliver Zöllner

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Foto: Max Mokry/HdM Stuttgart
“Als Internetnutzer hat man oft ein mulmiges Gefühl: Liest sich ein Artikel über Firma X oder Produkt Y auf einem der vielen Newsportale nicht ein bisschen zu positiv? Oft werden in (scheinbar) redaktionellen Beiträgen auch Horrorszenarien entwickelt, die dann nur etwa durch den Abschluss einer Versicherung – natürlich möglichst sofort! – etwas von ihrem Schrecken verlieren. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt: zum Beispiel an eine Grenzverletzung zwischen Journalismus und Public Relations (PR). Hat ersterer zuvörderst den Auftrag, neutral und tatsachenorientiert von Ereignissen zu berichten, darf PR interessengeleitet handeln, um Zielgruppen anzusprechen und Öffentlichkeit herzustellen. Die ethischen Leitlinien beider publizistischer Professionen sehen vor, dass Quellen offengelegt werden sollen, damit Mediennutzer die präsentierten Botschaften einschätzen können. Dies ist gewissermaßen Standesehre: Bindende Gesetzeskraft hat die berufliche Ethik nicht.

Und so finden sich denn beileibe nicht nur im Internet, sondern in vielen Medien in zunehmendem Maße diverse publizistische Hybridformen: ‘Content-Anzeigen’, ‘Advertorials’ oder gesponserte ‘Specials’, die mal als solche gekennzeichnet sind, mal aber auch nicht – oder jedenfalls für den flüchtigen Betrachter nicht ohne Weiteres als bezahlte platzierte Inhalte zu erkennen sind. Und viele PR-Agenturen haben als einträgliches Geschäftsmodell längst das Verfassen von Beiträgen, ‘Gastkolumnen’, entdeckt, die sich perfekt wie journalistisch recherchierte Artikel lesen oder anhören, aber schlichtweg verdeckt Werbung für ein bestimmtes Angebot machen. Da insbesondere viele Online-Plattformen verlegen um günstigen Content sind, wäscht hier eine Hand die andere. Getarnte PR-Botschaften und camouflierte Werbung, gut lesbar in eine vorgeblich journalistische Form gebracht, sind ein Brot-und-Butter-Geschäft des medialen Alltags: So mancher Blog ist nichts als ein verdecktes PR-Medium, kann sich aber in den Social Media aufgrund seiner glaubwürdigen Anmutung vieler ‘Likes’ und ‘Follower’ beinahe sicher sein. Aufklärung und Transparenz sind in diesem Zusammenhang wichtig. Medienethik sollte bereits in der Schule gelehrt werden.”

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