die Frage: Wie können sich Kunst und Wirtschaft gegenseitig bereichern?

Die Antwort gibt Jean-Baptiste Joly, künstlerischer Leiter und Gründungsdirektor der Akademie...


Wie können sich Kunst und Wirtschaft gegenseitig bereichern?

„Was mir daran gefällt: Die Frage bezieht sich auf das „Wie“, nicht auf das „Ob“. Sie geht also davon aus, dass Kunst und Wirtschaft miteinander zu tun haben, was nicht allen einleuchtet. Was mir an der Frage weniger gefällt: Das Verb „bereichern“ ist zu oft negativ konnotiert: Hoffentlich will sich nicht die eine Seite auf Kosten der anderen bereichern. Die Frage könnte man aber auch etwas neutraler formulieren, zum Beispiel: Inwiefern können Kunst und Wirtschaft voneinander lernen?
Auf den ersten Blick könnten sie viel voneinander lernen, denn sie ergänzen sich auf ideale Weise: Kunst stellt neue Fragen, die Wirtschaft braucht neue Lösungen. Aber mit den Fragen der Kunst kann die Wirtschaft wenig anfangen und die Lösungen für die Herausforderungen der Wirtschaft kann die Kunst auch nicht unmittelbar finden, es ist auch nicht ihre Aufgabe.
Die Wirtschaft könnte aber sehr wohl von der Kunst lernen, insbesondere wie man Fragen anders und grundsätzlicher stellt, vorurteilsfrei, ohne sich dabei vor einer Infragestellung des eigenen Daseins zu fürchten. Und was hätte die Kunst davon? Sie würde Einblick in einen Bereich menschlicher Aktivitäten erhalten, zu dem man nur schwerlich Zugang findet, und würde neue Fragen stellen, kritische, subversive Fragen, und dadurch die Domäne künstlerischer Erkenntnisse um ein neues Territorium erweitern.“

Jean-Baptiste Joly ist künstlerischer Leiter und Gründungsdirektor der Akademie Schloss Solitude. Nach 28 Jahren gibt er Ende März ihre Leitung an Elke aus dem Moore, noch zuständig für die Abteilung Kunst des Ifa Institut für Auslandsbeziehungen, ab.

Foto: Judith Engel