die Frage: Wie lebt es sich auf dem Mond?

die Antwort gibt: Marlies Arnhof, Researcher Space Architecture and Infrastructure, ESA-ESTEC

„Sehr ressourceneffizient: falls Menschen in Zukunft für längere Zeit auf dem Mond leben, dann müssen alle wichtigen Lebensgrundlagen, die nicht am Mond produziert werden können, von der Erde mitgenommen werden. Das ist aufwändig und teuer, weswegen alles, was transportiert wird, so effizient wie möglich gestaltet sein muss. Wichtige Ressourcen (z.B. Atemgase und Wasser) müssen wiederaufbereitet werden.

Der menschliche Körper ist nicht auf das Leben auf dem Mond angepasst. Zum einen ist die Schwerkraft nur etwa 1/6 so stark wie auf der Erde. Das hat zur Folge, dass sich die Körperhaltung ändert und man sich anders bewegt, was viele Möglichkeiten aber auch Anforderungen für die Planung und das Design einer Mondbasis mit sich bringt. Zum anderen gibt es auf dem Mond keine Atmosphäre und es herrschen extreme Temperaturen. Deshalb sind Menschen dort ständig auf künstliche Umgebungen bzw. Lebenserhaltungssysteme (z. B. Habitat, Raumanzug oder Rover) angewiesen. Dies stellt eine nicht zu vernachlässigende Einschränkung dar, deren physiologische und psychologische Auswirkungen besonders bei der Planung von Habitaten beachtet werden müssen.

Der Tag/Nacht-Zyklus auf dem Mond dauert etwa vier Wochen. D.h. es ist etwa zwei Wochen lang hell und zwei Wochen lang dunkel. Deshalb spielt künstliche Raumbeleuchtung eine große Rolle, um die circadiane Rhythmik (z.B. Schlaf-Wach-Rhythmus) zu steuern.

Weiters ist die Mondoberfläche Sonnenstürmen und kosmischer Strahlung ausgesetzt, was zur Folge hat, dass Habitate besonders geschützt sein müssen (z.B. unterirdisch oder von Mondregolith bedeckt). Fenster zur Außenwelt wird es deshalb nur wenige geben, dafür kommt ihnen eine besonders wichtige psychologische Rolle zu. Nirgendwo sonst hat man so einen Ausblick auf die Erde.

Bislang sind nur 12 Menschen auf dem Mond gelandet und haben dort für ca. 1-3 Tage „gewohnt“. Für echte Erfahrungswerte reicht das nicht. Die Grundbedürfnisse der Menschen gleichen einander aber überall. Je mehr Zeit man in einer Umgebung verbringt, umso wichtiger ist es, sich dort auch wohlzufühlen.“

Marlies Arnhof, Researcher Space Architecture and Infrastructure,
ESA-ESTEC, Noordwijk

Kongress Raumwelten, Arbeitswelten: „Working on the Moon“,
14. November, ab 10:15 h

www.raum-welten.com