die Frage: Wo liegt die Kunst der Werbung im digitalen Zeitalter?

25.05.2018

Die Kunst in der Werbung im digitalen Zeitalter: Big Data und AI wird Euch nicht retten

„Wir erlebten bisher nur den Beginn der Digitalisierung. Unser mediales Ökosystem wandelt sich in beinahe exponentiell zunehmendem Tempo. Das nimmt Einfluss auf die Art, wie Menschen Informationen konsumieren und beeinflusst über Zeit vermutlich sogar ihre Denkweise. Im Gegensatz zu der Zeit vor dem Internet – mit dem linearen Leitmedium Print – ist unser heutiges Leitmedium divergent bzw. hyperverknüpft in Netzwerkform. Jeder Branche ist gut daran geraten, sich von diesem „Bigger Picture“ inspirieren zu lassen. Kaum etwas existiert heute isoliert. Freelancer und Startups haben einen großen Vorteil: Es ist leichter für sie zu kooperieren, auch interdisziplinär, spezifisch für ein einzelnes Projekt. Darin liegt unglaubliches Potential, in einer Welt in der ein hyperverknüpftes Leitmedium vorherrscht. Wissenschaft und Kunst sind traditionell die Innovatoren der Gesellschaft – die eine rational, die andere emotional. Freelance Brainstormer sollten ein fester Bestandteil jeder Projektkalkulation sein. In einem medialen Ökosystem, in welchem sich die Eigenschaften von Kommunikationskanälen rasant verändern, können z.B. Felder wie die Narrationsforschung wertvollen Input liefern, z.B. dazu, warum Geschichtenerzählen seit hunderttausenden Jahren funktioniert. Ich spreche nicht von „Storytelling“-Ratgebern und Bauchgefühl, sondern von empirischer Forschung, Psychologie, Poesie und Hightech. Dieses elementare Wissen und Kunsthandwerk lässt sich hervorragend auf pragmatische Prozesse anwenden. Auch wenn sich Medienkanäle radikal verändern, die Mechanik unserer Psyche blieb die letzten 100.000 Jahre + relativ gleich. Ferner sollte die Endlichkeit aktueller Branchen-Hits bewusst sein: Dinge wie die Hehlerei mit personenbezogenen Daten im Digital Marketing haben ein Verfallsdatum. Die Inkarnation des Internets, die dies möglich macht, ist bereits veraltete Technologie und die Herausforderer arbeiten hart. Eine gute Zeit, tiefer in die Ursprünge der Werkzeuge der Werbung einzutauchen: Kunst, Psychologie, Dramaturgie – und ergänzend die Medientheorie. Ich schnappte einmal in einem Dramaturgie-Workshop beim Trickfilmfestival auf: ,If you want to be different, don’t do it as a reaction on something someone else did – do it from a point of wisdom.’ (M. Howard, Producer „The Lion King“).“

Robin Treier ist Künstler und Mitgründer von Burning Ostrich Media in Stuttgart

www.burningostrich.de