Kreative kooperieren mit Konkurrenten

Das Trendbarometer Kreativwirtschaft 2014 untersucht Formen der Zusammenarbeit und Arbeitssituation...

Im Juni 2014 erschien die dritte Ausgabe des „Trendbarometer Kreativwirtschaft“ der Hochschule der Medien und der MFG Innovationsagentur. Die Studie im Rahmen des Netzwerk Kreativwirtschaft Baden-Württemberg skizziert aktuelle Entwicklungen der Branche im Land. 2014 liegt der Schwerpunkt auf den Themen, die die Kreativen laut der letzten beiden Umfragen am meisten bewegen: Kooperationen sind für 75 Prozent der Befragten eine wichtige strategische Maßnahme. Auch die Arbeitssituation treibt viele um, insbesondere die Work-Life-Balance. Das Trendbarometer gibt es online: www.kreativnetzwerk-bw.de

In allen Kreativbranchen ist der Wettbewerbsdruck hoch, die Kundengewinnung eine echte Herausforderung. Ob Buchmarkt oder Games-Industrie, Designwirtschaft oder Werbung – darin waren sich die Befragten in den ersten beiden Runden des Trendbarometer Kreativwirtschaft Baden-Württemberg einig. Trotzdem kooperieren die Kreativen verstärkt mit ihren Konkurrenten – um im Wettbewerb zu bestehen und neue Kundengruppen und Märkte zu erschließen. Kooperationen insgesamt sind eine entscheidende Strategie für die Kreativen, auch das zeigten die ersten beiden Panelbefragungen. Drei Viertel der Studienteilnehmer arbeiten mit Unternehmen anderer Kreativbranchen zusammen, die Hälfte mit Mitbewerbern. Der Schwerpunkt „Kooperationen“ der aktuellen Ausgabe der Studienreihe vertieft das Thema und geht der Frage nach, welchen konkreten Nutzen Kooperationen haben und wie sie erfolgreich umgesetzt werden.

Ergänzende Kompetenzen bündeln

Aus Sicht der Kreativen kennzeichnen ergänzende Kompetenzen (87 Prozent) und der Zugewinn von Know-how (61 Prozent) erfolgreiche Kooperationen – und sind damit zugleich entscheidende Argumente für mehr Zusammenarbeit. Gemeinsame Akquisitionsaktivitäten und flexiblere Personal-Kapazitäten verringern Aufwand und Risiken für die einzelnen Unternehmen. Vom Einsatz für gemeinsame Anliegen wie eine faire Bezahlung profitieren alle Beteiligten.
Die Baden-Württemberger Kreativen zeigen sich hier pragmatisch und zukunftsorientiert, sind sich aber der fließenden Übergänge zwischen gemeinsamen Zielen und hartem Wettbewerb durchaus bewusst. Voraussetzung für eine reibungslose Zusammenarbeit ist dabei der persönliche Dialog: Wie wichtig regelmäßige Meetings sind, betonen knapp 70 Prozent der Befragten, dass diese auch auf Leitungsebene stattfinden, befürworten 65 Prozent. In einer Partnerschaft wollen die meisten Kreativen keine Verflechtung der Infrastruktur und legen weiterhin Wert auf eine eigenständige Außenwahrnehmung. Auffällig ist, dass jeder Dritte auf formale Verträge verzichtet. Die Baden-Württemberger Kreativen kooperieren am liebsten auf Vertrauensbasis mit langjährigen Partnern.

„Das Trendbarometer Kreativwirtschaft belegt eindrucksvoll die Leistungsfähigkeit der hiesigen Kreativwirtschaft“, sagt Prof. Carl Bergengruen, Geschäftsführer der MFG Baden-Württemberg. „Dazu will auch das von der MFG geleitete Netzwerk Kreativwirtschaft beitragen, mit dem wir die Akteure und Institutionen der Branche im Land zusammenbringen und gleichzeitig den Austausch zwischen den einzelnen Teilmärkten unterstützen.”

Unberechenbarkeit von Kreativität und Kundenverhalten

Als eine der größten Herausforderungen neben dem Wettbewerbsdruck identifizierten die Studienteilnehmer von Anfang an die Vereinbarkeit von Privatleben, Familie und Beruf. Die Work-Life-Balance ist ein Thema, dass die Kreativen besonders bewegt, auch weil in der kreativen, schöpferischen Arbeit so viele Faktoren dagegen zu sprechen scheinen. Damit setzt sich der Themen-schwerpunkt „Arbeitssituation“ des aktuellen Trendbarometers auseinander:
Dass Kreativität keinem Stundenplan folgt, wird von den meisten Befragten (57 Prozent) als Herausforderung Nummer eins genannt. Dicht gefolgt von mehreren kundenspezifischen Faktoren: das oft knappe Timing der Aufträge, der schwierig zu strukturierende Tagesablauf und der hohe Abstimmungsaufwand. Hinzu kommt die ständige Erreichbarkeit im digitalen Zeitalter. Drei Viertel der Kreativen werden regelmäßig außerhalb der Geschäftszeiten kontaktiert. Nur neun Prozent geben an, dass die Kunden die Bürozeiten immer akzeptieren. Hier schafft zum Beispiel das MFG-Projekt kmu4family Abhilfe und unterstützt Unternehmen mit Seminaren und Workshops dabei, eine familienbewusstere Personalpolitik zu implementieren.
Seit 2012 ermittelt das Trendbarometer Kreativwirtschaft Baden-Württemberg ein Stimmungsbild der Kreativszene im Südwesten. Autoren sind Prof. Martin Engstler, Isabel Suditsch und Prof. Holger Nohr vom Institut für Kreativwirtschaft der Hochschule der Medien Stuttgart. Die Trendstudie wurde im Rahmen des Netzwerk Kreativwirtschaft zusammen mit der MFG Innovationsagentur durchgeführt.