Zu Gast bei: Bauer Studios

Die Bauer Studios in Ludwigsburg sind ein historischer Ort der Musikproduktion.

In einem unscheinbaren Gebäude, mitten in einem Ludwigsburger Wohnviertel, verbirgt sich ein geschichtsträchtiger Ort der Musik. Musikerinnen wie Tina Turner, Stevie Wonder oder Bon Jovi haben hier bereits musiziert und Songtitel aufgenommen. Jazzgrößen haben in der Vergangenheit auf ihren Europatourneen regelmäßig in Ludwigsburg Halt gemacht. Heutzutage sind die Kundinnen weitaus breiter gestreut. So nehmen neben etablierten Künstler*innen auch Hobbymusiker*innen oder Musikvereine ihre Lieder hier auf und veranstalten Konzerte in den Studios.

Diese Konzerte finden meistens von Musikern oder Bands statt, die am Tag darauf im Studio ein Album aufnehmen. „Wir verstehen uns in erster Linie als Tonstudio und nicht als Veranstaltungsort, aber dadurch entsteht eine Win-Win Situation“ so Tonmeisterin Bettina Bertók-Thumm, die seit 2017 gemeinsam mit ihrem Mann das Studio leitet. Die Tickets für die Konzerte sind immer frühzeitig ausverkauft und rund die Hälfte geht an Stammgäste. Neben den Tonaufnahmen werden die Konzerte auch gefilmt. Ein neuer Service, den das Studio seit Corona anbietet. Viele Künstlerinnen haben während dieser Zeit von zu Hause aus Liveauftritte gestreamt, dies aber nicht immer in guter Qualität. „Das muss doch auch besser gehen“ dachten sich Bettina Bertók-Thumm und ihr Team, investierten kurzerhand in Kameras und Equipment und eigneten sich das Know-how dafür an.

Das Studio 1, in dem die Konzerte stattfinden, ist mit einer mittlerweile selten gewordenen Rarität ausgestattet. Einem analogen Mischpult aus dem Jahr 1997. Bettina Bertók-Thumm findet „Es ist so ein bisschen wie ein Oldtimer, hat aber gegenüber den neuen Digitalen viele Vorteile“. So ist das analoge Pult latenzfrei, da das Signal nicht von einem Computer umgerechnet werden muss. Neue digitale Technik ist dagegen deutlich günstiger im Vergleich zu früherem Studio-Equip- ment. Das hat dazu geführt, dass heutzutage viel mehr Personen Musik aufnehmen. Künstler müssen nicht mehr unbedingt in ein großes Studio. „Wollte man früher etwas aufnehmen, dann musste man ins Studio gehen. Das hat man aber auch nur gemacht, wenn man wusste, dass sich die Platten verkaufen lassen. Es gab auch nicht die riesige Auswahl an Musikern die es heute gibt.“ so Bettina Bertók-Thumm.

Rolf Bauer, der die Bauer Studios im Jahr 1949 gegründet hat, war technisch immer ein Vorreiter. So hatte das Studio eine der ersten digitalen Bandmaschinen in Europa. Diese war so besonders, dass er sie persönlich aus den USA nach Deutschland gebracht hat. Auch heutzutage erneuert sich das Studio immer wieder. Sei es technisch oder auch mit dem eigenen Online-Auftritt. So gibt es seit kurzem die Yellow Box Sessions. Künstler*innen spielen hier kurze, meist um die 10 Minuten lange Sessions ohne Publikum. Diese Auftritte werden anschließend bei YouTube veröffentlicht. Das Bauer Studio bleibt nicht nur ein historischer Ort der Musikproduktion, sondern auch ein lebendiges Beispiel für Innovation und Anpassungsfähigkeit in einer Branche, die sich ständig weiterentwickelt. Mit einem einzigartigen Mix aus Tradition und modernen Technologien bietet es Künstler*innen weiterhin einen kreativen Raum, um ihre Visionen zu verwirklichen.