Zu Gast bei: KOSMOS Verlag

08.07.2024

Der Stuttgarter Kosmos Verlag ist kein klassischer Buchverlag – selbst, wenn er vor 200 Jahren als solcher gestartet ist. Das Verlagshaus mit seinem hufeisen förmigen Bau in der Pfizerstraße, hat sich schon immer als Medienverlag verstanden, der über das Medium Buch hinaus Produkte entwickelt und vertreibt. Heute gehören Brettspiele ebenso zum Produktportfolio wie Kinderbücher, Ratgeber, digitale Angebote sowie die allseits bekannten Experimentierkästen.

Die Experimentierkästen sind ein Beispiel dafür, dass bei Kosmos schon immer Wert auf Innovation und neue kreative Ideen gelegt wurde. „Die Experimentierkästen sind aus der Idee entstanden, Wissen nicht nur über Bücher zu vermitteln“ sagt Geschäftsführer Spielware Heiko Windfelder. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts werden die Experimentierkästen von Kosmos entwickelt und herausgegeben. Zu den klassischen Themen wie Chemie, Physik und Naturwissenschaften gesellten sich neue, wie Robotik und künstliche Intelligenz. Für die Kästen wie auch für die anderen Produkte von Kosmos gilt, so Heiko indfelder: „Wir machen Menschen stark! Sei es durch Erfolgserlebnisse beim Experimentieren, dass sich junge Menschen beim Zaubern zum ersten Mal ein eigenes Bühnenprogramm ausdenken und aufführen können, oder dass sie beim Brettspiel das Verlieren und Gewinnen lernen.“

Kurz nach dem ersten Experimentierkasten erschien das erste Brettspiel. Ein Fußballspiel, dem der große Durchbruch auf dem Spielemarkt verwehrt blieb. Dieser gelang 1985 mit „Sherlock Holmes“ und der ersten Auszeichnung zum Spiel des Jahres. Die Basis für den bis heute anhaltenden Erfolg legte dann „Catan“ im Jahr 1995. Das war der Startschuss für Kosmos, auf dem Spielemarkt richtig durchzustarten und den Bereich kontinuierlich auszubauen. Sie nutzten den wirtschaftlichen Erfolg „Ca-
tans“ und entwickelten sich zu einem der zehn größten Spielwarenhersteller in Deutschland. „Catan“ hatte nicht nur massive Auswirkungen auf den Stuttgarter Verlag, sondern war einer der Hauptgründe dafür, dass die gesamte Brettspielbranche in den folgenden Jahren eine beeindruckende Wandlung erlebte. Brettspiele entwickelten sich von einer Beschäftigung für Kinder zu einem Hobby für alle Altersgruppen mit eigenen Communitys, Influencer*innen und Turnieren. 2025 feiert „Catan“ seinen 30. Geburtstag. Passend dazu lädt Kosmos Spieler*innen aus aller Welt zur „Catan-Weltmeisterschaft“ nach Stuttgart ein.

Wie macht man aus einem neuen Trend ein Brettspiel? 2014 fiel Ralph Querfurth aus der Spieleredaktion auf, dass es in Stuttgart immer mehr Escape Rooms gibt. Er wusste sofort, dass sich daraus ein spannendes Spiel entwickeln ließe. Zusammen mit seinen Kolleg*innen entwickelte er ein Konzept, in dem er das Live Erlebnis in ein Brettspiel für zu Hause verwandelt. Gemeinsam mit den Spiele- und Rätselautoren Inka und Markus Brand entstand so „Exit“. Die Spielreihe ist neben „Catan“ zur erfolgreichsten Brettspielmarke von Kosmos geworden. Mit diesem Erfolg hat Ralph Querfurth nicht gerechnet. „Dass es so durch die Decke geht und ein Phänomen wird, das über so viele Jahre und auch noch heute anhält, das hätte man, glaube ich, in keiner Weise erwarten können und das haben wir uns auch nicht erträumt.“

Der Markt für Brettspiele wächst, deshalb achtet das Team bei der Neuent wicklung vermehrt auf den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen. Die „Exit“- Reihe wird wie ein Großteil der Brettspiele in Deutschland produziert und benötigt in der Herstellung etwa so viel Papier wie eine Zeitschrift. Jährlich erhält die Spieleredaktion über 1.000 neue Ideen von externen Autorinnen und auch im Ausland sucht das Team immer wieder nach Neuheiten, um diese auf den deutschen Markt zu bringen. Für Heiko Windfelder ist die Kreativität der Mitarbeitenden der Schlüssel zum Erfolg des Verlags: „Kreativität ist nicht nur wichtig für Autorinnen und Illustrator*-innen, sie ist wichtig in der Redaktion, in der Pressestelle, Marketing und Vertrieb und in der Distribution, das ist ein Grundsatz für uns alle.“