Etwas versteckt in einem Hinterhof abseits der Tübinger Straße in Stuttgart steht ein ehemaliges Industriegebäude, heute die Heimat des Studios für Kommunikation Visuell. In den unteren drei Etagen sind die Agenturräume untergebracht. Laureen und Luis Seider haben das Studio vor drei Jahren, noch während der Corona-Zeit, übernommen.
Die Agentur wurde von Laureens Vater, Alexander Knaus, und Horst Jäckel gegründet und zusammen mit Priska Knaus rund 40 Jahre lang erfolgreich geführt. 2022 haben sie an die Nachfolger*innen übergeben. Das war nicht immer einfach, vor allem in einer wirtschaftlich unsicheren Zeit wie dieser. „Wir haben gemeinsam einen langen Prozess durchgestanden, wo wir uns durchaus gerieben haben, aber wir sind nun auf einem ziemlich guten Weg und sind auch stärker aus dem Prozess rausgekommen.“ bemerkt Luis Seider. Dabei haben sie die Agentur neu aufgestellt und ausgerichtet. Das Gebäude wurde auf den aktuellen technischen Stand gebracht, ein Großteil der Stockwerke und Räume neu hergerichtet. Und nicht zuletzt das Studio zu ihrem gemacht, indem sie es von klassischem Kommunikationsdesign hin zu einem Studio für Architektur und Design gewandelt haben.
Das kommt nicht von ungefähr. Luis Seider ist gelernter Architekt. „Uns interessiert einfach auch die Wechselwirkung von Mensch und gebauter Umwelt. Was macht das Gebäude mit uns?“, so Luis Seider. Das beschäftigt die beiden nicht nur privat, sondern fließt natürlich auch in die Projekte ein. Laureen Seider hingegen ist gelernte Designerin und hat eine Ausbildung zur Rettungsassistentin. Dabei habe sie viel gelernt, was strukturiertes Arbeiten und Mitarbeiterführung angeht. Aber auch, „dass man einfach flexibel auf Situationen reagieren muss“. Auch der Blick auf die Unternehmensgeschichte zeigt: Um wirtschaftlich erfolgreich zu bleiben, muss man sich immer wieder anpassen. Angefangen mit Großbildprojektionen haben die Gründer das Unternehmen kontinuierlich neuen technischen Entwicklungen angepasst und sich schließlich immer stärker in Richtung Kommunikationsdesign bewegt. Wichtig sei dabei, dass man immer am Ball bleibe. Das erwarten die beiden auch von ihrem zwölfköpfigen Team. Dazu gehört, dass man immer Ausschau hält, was gerade angesagt ist. So tauschen sie sich
regelmäßig im Team dazu aus, was sie über die Woche gesehen haben, seien es Druckprodukte oder einfach ein cooles Video.
„Mensch, es wird euch niemand dafür bezahlen, in ein Museum zu gehen. Wenn du diesen Job wirklich machen willst, musst du die Passion haben.“ Laureen Seider
Aktuell liegt der Schwerpunkt also auf Architektur im Raum und Szenografie. „Das ist das Pflänzchen, wo wir gerade am meisten Dünger zugeben.“ sagt Luis Seider. Auf längere Sicht geht die Reise womöglich noch mehr in die Richtung Architektur und auf Bauen im Bestand. Darin liegt aus ihrer Sicht die Zukunft. Ein frühes gemeinsames Projekt der beiden ist die digitale Vermessung von Bestandsgebäuden mittels Laserscan. Dafür haben sie die „Punktwolke“ als Marke entwickelt und beschäftigen auch einen Vermessungsingenieur. Treu geblieben sind sie dem Standort. Sie seien gerne hier, mitten in der Stadt, am Puls der Zeit. „Schön ist, wie sich die Tübinger Straße gerade immer weiterentwickelt.“ meint Laureen Seider.
Derzeit ist das Studio vor allem regional aber auch deutschlandweit mit Projekten unterwegs, ein Highlight darunter war das Obstbaumuseum in Metzingen, für das sie auch mit dem Fokus Open 2024 in Gold ausgezeichnet wurden. Überhaupt sind den beiden die Themen Umwelt und Ernährung, aber auch Wissenschaft und Technik sehr wichtig, das spiegelt sich auch in ihrem Portfolio. In Zukunft wollen sie wieder internationaler werden, „als Ziel dann irgendwann vielleicht ein Expopavillon“, bemerkt Laureen Seider mit einem Augenzwinkern.